Völlig genervt von deinen Gen Z Mitarbeitenden? Wie du sie verstehst und leichter führst

"Verwöhnt und verwirrt", “Gen Snowflake, “radikale Egoisten”: so lauten nur einige Labels für die Generation Z. Immer mehr Führungskräfte beklagen, wie anstrengend junge Mitarbeitende seien. Wie kommt das? Und was wünschen sie sich von Vorgesetzten? Eine Zusammenfassung aktueller wissenschaftlicher Studien – und was du davon für deinen Führungsalltag ableiten kannst.
Führung Generation Z Blogpost

Inhaltsverzeichnis

So tickt die Generation Z

Zur “Gen Z” werden jene junge Menschen gezählt, die zwischen 1995 und 2012 geboren sind. Damit folgen sie der Gen Y, den „Millennials“ auf den Fuß. 

Wie bei jeder Generation und ihren Zuschreibungen sollten wir uns bewusst sein, dass sie nicht eine homogene Gruppe sind. Zu vielfältig sind die Einflüsse, die Menschen individuell prägen. Trotzdem lassen sich bestimmte typische Denk- und Verhaltensweisen, Forderungen und Fähigkeiten beobachten.

  • Als “true digital natives” spielt sich ihr Leben online ab. Sie sind ganz natürlich mit dem Internet in einer globalen Welt aufgewachsen und mit ihr verbunden. Weltweite Netzwerke und permanenter Austausch gehören zur Grundausstattung. Mit all den Vor- und Nachteilen von Social Media
  • In digitalen Fähigkeiten macht ihnen also niemand so schnell etwas vor.
  • Genauso selbstverständlich sind für sie darum Werte wie Diversität, Gleichberechtigung und Toleranz.
  • Überhaupt können sie sehr idealistisch und fordernd erscheinen.
  • Doch statt Karriere und Erfolg zählen Erlebnisse, Erfüllung und Erfahrungen – mehr als materielle Werte.

Warum die Gen Z die Job-Spielregeln ändert

Bis zum Jahr 2030 wird die Generation Z mehr als 30% der Arbeitnehmenden auf dem Arbeitsmarkt ausmachen. Gleichzeitig werden bis zu 5 Mio. Fachkräfte fehlen (FAZ, 2022).

Es lohnt sich also, sich in die heute 12- bis 29-Jährigen hineinzuversetzen – statt über ihre Arbeitsmoral den Kopf zu schütteln. 

In der Tat haben sich die Prioritäten verschoben. Die Babyboomer und Gen X (und auch Y) sind noch mit dem Leistungsgedanken aufgewachsen: Nur wer sich ordentlich anstrengt, bekommt ein unbezahltes Praktikum, einen ersten Job und darf sich Schritt für Schritt auf der Karriereleiter beweisen.

Das hat sich grundlegend geändert. Warum? Ganz einfach: weil die Gen Z in einem Arbeitnehmer-Markt aufgewachsen ist. Sie haben verstanden, was Fachkräftemangel bedeutet. Sie kennen ihren Wert und fordern ihren Preis. Sie können es sich schlicht erlauben und haben nicht die Beschränkungen der Vorgänger-Generationen im Kopf.

Außerdem wurden sie in einer Ära der Instabilität geprägt. Allein in den letzten 20 Jahren gab es gleich mehrere soziale, politische, ökonomische und ökologische Krisen:

  • Globale Finanzkrise, 2008
  • Nuklearkatastrophe Fukushima, 2011
  • Welle von Geflüchteten, 2015
  • Amtsantritt Trump, 2017 und Sturm auf das Kapitol, 2021
  • Beginn von Fridays for Future (Klimakrise), 2018
  • Corona Pandemie, 2020
  • Russischer Angriff auf die Ukraine, 2022

Kein Wunder, dass sich der Fokus der Generation Z verschiebt – vom Beruflichen ins Private: 75% sehen in engen Beziehungen zu Familie und Freunden ihre oberste Priorität (Dazed Home Survey, 2022). 

Auch die Art wie sie aufgewachsen ist, prägt ihre Verhaltensweisen:

  • oft behütete Verhältnisse, mit Eltern, die sie von äußeren Schwierigkeiten abschirmen und Entscheidungen abnehmen wollen
  • häufig aber auch in Patchwork-Familienstrukturen, die verunsichern können
  • konfrontiert mit einer Unmenge an Optionen für die eigene Zukunft (z.B. allein 20.951 Studienfächer in Deutschland zur Auswahl), was schnell überfordert

Die Gen Z wahrt zur Wirtschaft eher eine intuitive Distanz. Dahinter steckt die Angst, sich zu sehr vereinnahmen zu lassen. Lieber stellt sie selbst Regeln auf und fordert: Gehalt, Augenhöhe, Verantwortung.

Was die Gen Z von Vorgesetzten erwartet und was das für dich heißt

Für dich als Führungskraft sind die – manchmal widersprüchlichen – Verhaltensweisen herausfordernd. Der erste Schritt, damit deine Führungsaufgaben leichter werden: Verstehe, was deine jungen Mitarbeitenden von dir erwarten. Dann kannst du darauf reagieren.

Einige Forderungen, die immer wieder in den Medien genannt werden, sind übrigens Mythen. Andere lassen sich nach heutigem Forschungsstand nicht eindeutig nachweisen. Ich zeige hier sechs Erwartungshaltungen der Gen Z an Führung auf, die ich wissenschaftlichen Studien entnehme (Kalt, 2022, Bürkle, 2023 – weiterführende Quellen am Ende des Beitrags).

1: Führung auf Augenhöhe

Die Mitarbeitenden der Gen Z wünschen sich einen gleichwertigen, partnerschaftlichen Umgang mit ihren Führungskräften. Sie wollen nicht vermittelt bekommen, in der Hierarchie niedriger gestellt zu sein und die Machtposition des Gegenübers spüren. Stattdessen wollen sie empathisch behandelt und individuell unterstützt werden.

Was du tun kannst:

Priorisiere eure zwischenmenschliche Beziehung. Das heißt: sei ansprechbar und nimm dir Zeit für Rückfragen. Sei verständnisvoll: Wie würdest du dich mit Anfang 20 fühlen? Gib Orientierung und leite – wenn nötig – auch konkret praktisch an. Die Gen Z wünscht sich Mentoren, von denen sie lernen kann.

2: Klare Vorgaben und Strukturen

Die junge Generation will sich sicher fühlen: Bloß nichts falsch machen! Sie wünscht sich deshalb von Vorgesetzten eng umgrenzte Aufgaben und am liebsten einen Leitfaden, an den sie sich halten kann. 

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Gleichzeitig fordern sie Vertrauen, Freiraum und Herausforderungen, an denen sie wachsen können. Das ist nicht ganz widerspruchsfrei… und macht deinen Job als Führungskraft noch ein bisschen herausfordernder! 😉

Was du tun kannst:

Erkläre klar die grobe Richtung und das Ziel dahinter. Und gib außerdem detaillierte, konkrete Anweisungen. Und dann noch mal. Und noch mal.

3: Wertschätzung und Lob

Oft wird behauptet, dass diese Generation regelrecht abhängig sei von positiver Bestätigung und schlecht mit Kritik umgehen könne. Und diese unmittelbar mit Kündigung quittieren. Gen Snowflake eben. 

Die Studien von Bürkle und Kalt sehen das differenzierter: In ihren Untersuchungen konnten sie belegen, dass sie eher die Bestätigung von innen suchen.

Was du tun kannst:

Halte dir vor Augen, dass deine Mitarbeitenden danach streben, sich persönlich weiterzuentwickeln. Zeige ihnen, dass du sie darin unterstützt, dass du wahrnimmst, dass sie hart arbeiten und dass du ihnen vertraust.

4: Offene Kommunikation und Feedback

Neben Augenhöhe wünscht sich die Gen Z auch offene Kommunikation und regelmäßiges, “angemessenes” Feedback (Kalt, S.32). Vorgesetzte sollten einen guten Umgang mit Fehlern vorleben. Kurzum: keine Aufreger, keine Anschuldigungen, keine Vorwürfe.

Was du tun kannst:

Gib zeitnah dein Feedback. Führe, indem du Wissen weitergibst und deinen Mitarbeitenden ihre Potenziale aufzeigst: Was könnte sein, wo siehst du sie, was traust du ihnen zu.

5: Vertrauen und Verantwortung

Junge Mitarbeitende wollen trotz ihres Alters respektiert, ernstgenommen und beteiligt werden. 

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Achtung Widerspruch: So schnell wie sie Verantwortung übernehmen wollen, so leicht scheuen sie manchmal davor, Entscheidungen tatsächlich zu treffen. 

Was du tun kannst:

Übergebe ihnen früh verantwortungsvolle, eng umgrenzte Aufgaben, in Bereichen, in denen sie sich auskennen. Das zahlt auf ihre Selbstverwirklichung ein – ein Wert, der hoch im Kurs steht. Stehe unterstützend zur Seite. Und beziehe sie möglichst bei Entscheidungen ein bzw. gib Entscheidungsfreiheiten. Das erhöht das Gefühl der Selbstbestimmung und damit die intrinsische Motivation, wie bei allen Menschen. 🙂

6: Autorität und Durchsetzungsstärke

Es gibt noch etwas, dass sich Gen Z-Mitarbeitende laut Forschung wünschen und das mich ein wenig überrascht. Dich auch? 

Sie wollen eine Führungskraft, die Autorität ausstrahlt und vor der sie Respekt haben.

Was du tun kannst:

Während du partnerschaftlich, wertschätzend und empathisch führst, darfst du gleichzeitig Entscheidungen treffen und durchsetzen. Sollst du. Musst du. Denke nur daran, sie mit aller Klarheit zu vermitteln. Und dann mach diese Ansage! Yesss!

Frag deine Gen Z-Mitarbeitenden nach ihren Präferenzen!

Mit der Gen Z verschieben sich nachweisbar Werte im Arbeitsmarkt. Aber trotz Generationszugehörigkeit gilt immer noch: Jeder Mensch ist anders albern! 

Deswegen bleibt es deine Führungsaufgabe, die individuellen Bedürfnisse deiner Mitarbeitenden zu erkennen. Statt Annahmen anzusammeln, such lieber das Gespräch! Damit erfüllst du auch gleich die Erwartung nach Transparenz und offener Kommunikation. Frag interessiert nach, was sie von dir brauchen, um einen guten Job zu machen – und höre zu. Ruhig regelmäßig.

Wahrscheinlich wirst du nicht sofort eine glasklare Antwort bekommen. Aber es hilft euch beiden, die jeweils andere Perspektive besser zu verstehen und so Vertrauen aufzubauen. Garantiert!

Diesen Fehler solltest du mit der Gen Z im Team vermeiden

Wenn es etwas gibt, wonach die Gen Z strebt, dann: Teilsein, Ernstgenommen-werden und ein gutes Miteinander. Inklusion und Diversität sind ihre Leitwerte.

Grenzen und Ausgrenzung sind nicht nur Gift für eure Arbeitskultur im Team. Du kannst gar nicht so schnell schauen und schon suchen deine jungen Mitarbeitenden das Weite.

So einfach es ist, sich als “Ältere” einig zu sein, wie anders die “Jungen” sind: Achte in deinem Team immer auf ein WIR! Dulde keine “Die da nerven aber”-Kultur! Auch nicht in deinen eigenen Gedanken. 

Erst wenn ihr sprecht und denkt wie ein Team, werdet ihr ein Team. Und ein tolles, vielfältiges, starkes noch dazu.

Darum sollte sich deine Führung ändern

Hier nochmal drei gute Gründe, warum du den Ideen aus diesem Blogbeitrag eine Chance geben solltest:

  • Wenn du denkst “Ja, aber ich habe gar keine Gen Z Mitarbeitenden im Team.” – Das wird sich schnell ändern: Unternehmen können bald nicht mehr auf sie und ihre nützlichen digitalen Skills verzichten. 
  • Die jungen Teammitglieder ohne ihre moralischen Scheuklappen und Leistungsgedanken werden die anderen “anstecken”. Denn wenn die 40- oder 50-Jährigen mal ganz ehrlich sind: Wer will nicht mehr Wertschätzung, Vertrauen und Entscheidungsspielraum? Weniger Stress beruflich und mehr Energie privat?
  • Sicher tust du vieles bereits von dem, was sich die Gen Z von ihrer Führungskraft wünscht. Trotzdem betone ich es nochmal. 😉 Je mehr du Mitarbeiter-Orientierung zu deinem Mantra machst, offen kommunizierst, Feedback gibst (ja, auch Positives!), Verantwortung abgibst und deinen Mitarbeitenden erlaubst, selbst Entscheidungen zu treffen, desto mehr werden sich ALLE im Team reinhängen. Stichwort #intrinsische Motivation. Aber das ist ein anderer Blogbeitrag…

Viel Erfolg mit deinen Mitarbeitenden der Generation Z!

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